Schockierendes Bekenntnis John MacArthurs
Aus aktuellem Anlass:
Die Aufgabe, lehrmäßige Verirrungen populärer Pastoren und Theologen aufzudecken, ist niemals etwas, was man auf die leichte Schulter nehmen sollte. Nichts könnte mich selbst trauriger stimmen als gerade das. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass sich John MacArthur in seiner eigenen Theologie immer mehr den Ansichten von John Piper annähert. Vor wenigen Tagen fand in MacArthurs Gemeinde, der Grace Community Church in Kalifornien, die diesjährige Hirtenkonferenz statt. Einer der Hauptredner war John Piper. Unter anderem sagte er: „Unsere Liebe zu Jesus ist erotisch bis auf den Kern.“ In einer anschließenden theologischen Bewertung einiger Aussagen von John Piper, die die Betreiber der Webseite „Protestia“ veröffentlicht haben, heißt es:
[Piper] scheint zu versuchen, den Begriff „Eros" zurückzugewinnen, um eine tiefe, verzehrende Liebe zu Jesus zu illustrieren, die Vergnügen in der Freude der Gemeinschaft mit ihm sucht. Aber das ist nicht biblisch, und das ist das Problem. Nicht nur verwendet das Neue Testament kein einziges Mal den Begriff „Eros", um die Liebe zwischen Christus und der Kirche zu beschreiben, sondern die biblische Darstellung unserer Liebe zu Jesus ist zutiefst beziehungsorientiert und durch Agape – selbstlose, aufopfernde Liebe – gekennzeichnet. Sie wird nicht mit dem Begriff "erotisch" in Verbindung gebracht.
Auf der Puritaner-Konferenz (Puritan Conference) 2022, die von MacArthurs Kirche veranstaltet wurde, wollte der Moderator in einer Fragerunde von Piper und MacArthur wissen, inwieweit sie theologisch übereinstimmten oder sich unterschieden. Ohne eine Sekunde zu zögern, antwortete MacArthur, dass es ihm leichtfalle, diese Frage zu beantworten. Indem er sich Piper zuwendete, sagte er: „Ich schätzte alles an ihm.“ (I appreciated everything about him. [2:40, die Zeitangaben beziehen sich auf dieses Video]). Als eine allgemeine Aussage über einen Freund klingt sie zwar etwas übertrieben, aber MacArthur meinte wirklich, was er sagte, wie seine unmittelbar folgende Bemerkung zeigt: „Ich meine es ehrlich“ (I mean that sincerely. [2:49]). Daraufhin applaudierten viele der anwesenden Zuhörer für einige Augenblicke. Lachend nahmen diese die folgende Frage von John Piper auf: „Anerkennung und Zustimmung sind nicht das Gleiche, oder?“ (Appreciate and agree with wouldn’t be the same? [2:55]). MacArthur behauptete mit leicht gespielter „Empörung“, wie Piper die zuvor gemachte Aussage überhaupt in Frage stellen könne.
Als erstes Beispiel gegenseitiger Wertschätzung und theologischer Übereinstimmung nannte MacArthur seine Auseinandersetzung mit Theologen des Dalles Theological Seminary über den Inhalt seines Buches The Gospel according to Jesus [3:15]. In der Auseinandersetzung um die sogenannte „Herrschaftsthese“, die der Autor in diesem Buch vertrat, hatte sich John Piper sofort hinter MacArthur gestellt. Piper bekräftigte diese Aussage MacArthurs mit „absolut“ (absolutely [3:29]). Die Tatsache, dass MacArthur selbst zugeben musste, in der ersten Auflage dieses Buches eine massive Irrlehre verbreitet zu haben, die er nach heftiger und berechtigter Kritik in der zweiten Auflage korrigierte, wurde in diesem Wortwechsel nicht erwähnt. Wenn Piper sich sofort, als die Kontroverse ausbrach, „fest“ (robustly [3:45]) hinter MacArthur stellte und den Inhalt „bejahte“ (affirmed [3:50]), was sagt das über ihn aus? MacArthur behauptete, er habe eine biblische Wahrheit angesprochen, die im Evangelikalismus völlig verloren gegangen sei. Nein, er hatte zunächst eine uralte Irrlehre verbreitet und musste dies selbst zugeben, als andere Theologen, nicht diejenigen des Dallas Theological Seminary, ihn auf die biblische Wahrheit hinwiesen und ihn aufforderten, die Hauptthese des Buches grundlegend zu revidieren, um seine eigene Glaubwürdigkeit als neoevangelikaler Pastor nicht zu verlieren.
Was John MacArthur in seiner nächsten Aussage von sich gab, schockierte mich völlig: „Ich bin ein heimlicher christlicher Hedonist [Genussmensch]“. (I am a secret Christan hedonist [4:18]) Der Kontext dieser Bemerkung ist die Tatsache, dass John Piper seit der Veröffentlichung seines Bestsellers Desiring God vor mehr als 38 Jahren als der bekannteste Propagandist des christlichen Hedonismus bekannt ist. Der Untertitel des Buches lautet: „Meditationen eines christlichen Hedonisten“. Seit etwa zwei Jahren ist nun auch bekannt, dass sich John MacArthur schon seit einiger Zeit insgeheim als „christlicher Hedonist“ verstanden hat, diese theologische Position aber niemandem öffentlich mitgeteilt hatte, bis er sie schließlich im Beisein von John Piper auf der Puritaner-Konferenz seiner Kirche im Jahr 2022 bekannt gab. Warum hielt er es für notwendig, dieses Bekenntnis, ein „christlicher Hedonist“ zu sein, für sich zu behalten? Wie viele Jahre war er bereits ein „christlicher Hedonist“?" Was hat ihn vor zwei Jahren dazu bewogen, sein Bekenntnis zum „christlichen Hedonismus“ öffentlich zu machen? Einige Antworten auf diese Fragen gibt er in seinen folgenden Ausführungen. Doch die wichtigste Frage bleibt unbeantwortet: Für welche Religion wird der Begriff „christlicher Hedonismus“ synonym verwendet? John Piper klärt seine Leser schon seit fast vier Jahrzehnten auf den ersten Seiten seines Bestsellers Desiring God auf. Es gibt keinen Zweifel daran, was der Autor damit meint. Es ist die sogenannte „Romantische Religion“. Um diese Identifikation noch deutlicher zu machen, veranstaltete John Piper 2013 eine Jahreskonferenz zu diesem Thema. Pipers eigener Vortrag „C.S. Lewis, romantischer Rationalist: Wie sein Weg zu Christus sein Leben und seinen Dienst prägte“ (C.S. Lewis, Romantic Rationalist: How His Paths to Christ Shaped His Life and Ministry) kann auf der Webseite von Desiring God angehört werden. Alle Vorträge dieser Konferenz zum Thema „Romantische Religion“ wurden anschließend in einem Sammelband mit dem Titel Romantic Rationalist veröffentlicht. Nichts davon wird von John Piper in irgendeiner Weise verheimlicht; im Gegenteil, er preist diese Religion mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln und Möglichkeiten an. Zuletzt tat er dies auf der Pastorenkonferenz von John MacArthur vor wenigen Tagen. Und Pastor John MacArthur hilft ihm dabei, wo er nur kann.
2.Tim. 4,3-4: 3 Denn es wird eine Zeit kommen, da wird man die gesunde Lehre unerträglich finden und sich nach eigenem Gelüsten Lehrer über Lehrer beschaffen, weil man nach Ohrenkitzel Verlangen trägt; 4 von der Wahrheit dagegen wird man die Ohren abkehren und sich den Fabeln zuwenden.
Hermann Menge-Übersetzung
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